***Redemanuskript***

Sehr geehrter Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,

seit meiner letzten Rede vor zwei Wochen hat sich einiges ereignet:

In Hamburg gab es seitdem fast 10.000 Neuinfektionen, bundesweit 700.000. Die Inzidenzen erreichen täglich neue Höchststände.

Hamburg hat Intensivpatienten aus anderen Bundesländern aufgenommen, weil die Kapazitäten dort nicht mehr ausreichen. Elektive Eingriffe müssen, auch deshalb, verschoben werden. Eine neue Virusvariante bahnt sich den Weg durch die Welt.

Meine Damen und Herren,

wir brauchen für unsere Impfkampagne die Mithilfe aller Hamburgerinnen und Hamburger!

Wir brauchen die gute Unterstützung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Es ist gut, dass jetzt die Fachärztinnen und -ärzte in die Impfkampagne einsteigen. Ich hoffe, damit können die von der Kassenärztlichen Vereinigung angekündigten 100.000 Impfungen pro Woche in den Praxen erreicht werden.

Wir brauchen die Mithilfe und die Rücksichtnahme der Menschen, die sich um einen Impftermin bemühen. Es genügt, wenn Sie sich EINEN Termin besorgen und wenn Sie dann doch spontan schneller an eine Impfung kommen, denken Sie bitte daran ihre ausgemachten Impftermine rechtzeitig abzusagen!

Wir bräuchten gute Unterstützung aus dem Bund. Man muss aber, besonders in letzter Zeit, den Eindruck gewinnen, dass uns von dort, vom geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister, eher Steine in den Weg gelegt werden.

Meine Damen und Herren,

wer ankündigt, dass alle Menschen ab 18 sofort die Berechtigung für eine Booster-Impfung haben, und dazu nicht deutlich sagt, dass das in der Regel nur für Menschen gilt, deren letzte Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt, der nimmt Konflikte in den Praxen und in den Impfstellen billigend in Kauf, meine Damen und Herren!

Außerdem sollte man vor solchen Ankündigungen besser auch einen Blick ins Lager werfen und die Abnehmer rechtzeitig warnen, wenn es Engpässe bei einem Impfstoff gibt und nicht einfach die bestellten Mengen kürzen oder gar gegen ein Impfstoff austauschen, für den es abweichende Empfehlungen gibt.

So arbeitet man in einer Pandemie nicht gut zusammen und Gott sei Dank müssen wir das auch nicht mehr lange. Ich freue mich darauf, dass in die Leitung der bundesdeutschen Gesundheitsbehörde endlich wieder Uneigennützigkeit und Kompetenz einkehren wird, meine Damen und Herren.

Wir haben unsere Impfangebote in Hamburg in den Stadtteilen und mit den mobilen Impfteams aufgestockt. Wir impfen heute mehr Menschen als zu der Zeit, als das zentrale Impfzentrum komplett ausgelastet war und wir werden die Angebote in den nächsten Tagen und Wochen deutlich ausweiten. Wir sind mit unserer Impfkampagne immer noch gut aufgestellt. Was wir jetzt dringend brauchen sind nicht mehr Impfzentren, sondern mehr Impfdosen, Herr Spahn!

Wir müssen uns besonders auf zwei Gruppen konzentrieren: Die Ungeimpften, die sich und andere gefährden und maßgeblich für das steigende Infektionsgeschehen verantwortlich sind, und Menschen deren Immunisierung stärker abgenommen hat, in der Regel alte Menschen.

Wir dürfen nicht den Fehler machen, dass wir Impfziele, die wir noch nicht erreicht haben, versuchen mit denen zu erreichen, die am Wenigsten durch Covid gefährdet sind und die auch am wenigsten zur Verbreitung des Virus beitragen. Von den 26 Millionen Ungeimpften in Deutschland gibt es für 17 Millionen eine Impfempfehlung. Dort müssen wir den Hebel ansetzen.

Es ist mir unbegreiflich, wie man vor diesen Zahlen eine flächendeckende Off-Label-Impfung unserer Kinder fordern kann!

Jede Kinderärztin und jeder Kinderarzt darf sich individuell für den Weg einer Off-Label-Impfung entscheiden.

Hamburg wird aber warten, bis passgenau aufbereitete Impfdosen zur Verfügung stehen und wie immer der wertvollen Empfehlung der Stiko folgen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte selbst sagt, dass es am besten ist, die sorgfältige Prüfung abzuwarten und bis dahin weder öffentlichen noch politischen Druck auf die Stiko auszuüben.

Die Vorbereitungen für die Impfung der 5-11-jährigen laufen. Gespräche mit allen Beteiligten werden bereits geführt. Wenn der passende Impfstoff lieferbar ist, werden wir gut vorbereitet sein.

Voraussetzung dafür ist aber, dass wir uns auf Zusagen aus dem Bund verlassen können. Unsere Sozialsenatorin, die im übrigen heute bei der Konferenz der Arbeits- und Sozialminister ist, hat uns gestern im Gesundheitsausschuss eindringlich geschildert, welche Auswirkungen die eigenhändigen Kürzungen der Impfstofflieferungen haben und wie sie die Akzeptanz unserer Impfkampagne gefährden.

Meine Damen und Herren,

vor uns liegen schwere Wochen. Ich appelliere an alle, auch an die Geimpften und Genesenen: Versuchen Sie, wo immer es geht, Ihre Kontakte zu reduzieren, damit wir nicht noch mehr Menschen durch die Pandemie verlieren!

Vielen Dank!

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