***Rede-Manuskript***

Sehr geehrte/r Präsident/in, sehr geehrte Damen und Herren,

wir debattieren heute die bereits 53. Verordnung zur Änderung der Eindämmungsverordnung in Hamburg.

Die 53. … das zeigt, wie oft und wie intensiv sich der Senat immer wieder damit auseinandergesetzt hat, die geeigneten Maßnahmen im Kampf gegen die dynamisch verlaufende Pandemie zu finden.

Es geht und ging dabei immer darum, den besten Schutz für die Bürgerinnen und Bürger in Hamburg zu erreichen, denn nur hier können wir mit unseren Verordnungen wirken, mit denen wir allerdings oft auch Vorreiter und Vorbild für andere Bundesländer waren, meine Damen und Herren.

In der heutigen Verordnung haben wir Erleichterungen für Einzelhändler und Friseure geschaffen, und auch die Möglichkeit, unsere gute Tradition der Weihnachts- und Wintermärkte wieder aufleben zu lassen.

Aber wir sehen auch die steigenden Zahlen der Infektion. Wir sehen schwerwiegende Verläufe bei meist ungeimpften Menschen. Deshalb müssen wir die Lage in den nächsten Wochen weiter sehr gut im Auge behalten. Es ist noch zu früh, über weitreichende Öffnungsschritte oder sogar über einen Freedom-Day nachzudenken.

Die aktuellen Zahlen sehen nicht gut aus. In fast allen Bereichen stehen wir schlechter da als heute vor einem Jahr.

  • Wir haben mehr Infektionen, wir haben eine höhere Inzidenz.
  • Die Positivrate der PCR-Tests ist höher, genauso wie die Belegung der Intensivbetten.
  • Und leider ist auch die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Corona-Virus verstorben sind, höher als vor einem Jahr.

Und ja, die allermeisten Menschen haben durch die Impfung einen deutlich besseren Schutz vor einer Infektion und vor einem schweren Krankheitsverlauf. Aber wir haben es in diesem Herbst auch mit einer anderen Virusvariante zu tun, die viel infektiöser ist und gegen die die Impfung weniger und auch kürzer schützt als gegen ihre Vorgänger.

Dazu ist die Ausgangssituation auf unseren Intensivstationen im Vergleich zum Vorjahr deutlich angespannter. Es mussten viele Tausend Betten stillgelegt werden, weil wir nicht mehr genügend Pflegekräfte dafür haben. Den Krankenschwestern und Pflegern geht die Kraft aus. Sehr viele gehen in Teilzeit, weil sie sich nicht mehr in der Lage sehen, den Beruf unter Corona-Bedingungen in Vollzeit auszuüben, schlimmer noch viele hängen den Beruf ganz an den Nagel. Der Krankenstand beim Pflegepersonal ist heute fast doppelt so hoch wie vor Corona.

Noch sind unsere Intensivstationen in Hamburg in der Lage alle an Covid-19-Erkrankten gut zu versorgen. Aber die Intensivmediziner warnen davor, dass wir ähnliche Patientenzahlen erreichen könnten, wie im letzten Winter. Und nicht wenige gehen davon aus, dass sie bald wieder dazu gezwungen sein werden, Operationen zu verschieben.
Das müssen wir mit allen Mitteln versuchen zu verhindern, aber auf keinen Fall auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken unserer Stadt, meine Damen und Herren.

Und wer vor diesem Hintergrund von Aufhebung der Maskenpflicht oder gleich aller Maßnahmen spricht, der hat aus den 20 Monaten Pandemie wenig gelernt.

In Großbritannien und Dänemark sehen wir, wie die Infektionszahlen in die Höhe gehen, wenn man die Zügel zu früh aus der Hand gibt. Die Pandemie ist noch da und man kann sie nicht einfach mit einem Freedom Day für beendet erklären.

Ich finde es deshalb richtig, dass unser Erster Bürgermeister und die Sozialsenatorin, weiter klare Kante zeigen und ich stimme ihnen zu, wenn sie sagen, dass der Zeitpunkt für das Auslaufenlassen der Epidemischen Lage nationaler Tragweite, noch nicht gekommen ist.

Es ist wichtig weiter vorsichtig zu bleiben, uns an die AHAL-Regeln [= Abstand, Hygiene, Alltagsmasken, Lüften] zu halten und auf uns und unsere Mitmenschen aufzupassen.

Und vor allen Dingen müssen wir noch mehr Menschen zum Impfen bringen!

Ich appelliere deshalb an alle Menschen, die sich noch nicht für eine Impfung entscheiden konnten: BITTE geben sie sich einen Ruck … Helfen Sie mit, diese Pandemie im Zaum zu halten. Für sich, für Ihre Familie und nicht zuletzt für alle Menschen die – an vorderster Front – bis an die Grenze ihrer eigenen Kraft, um Menschenleben kämpfen.

Und weil wir wissen, dass für bestimmte Menschen der Immunschutz mit der Zeit abnimmt, appelliere ich auch an alle, den Empfehlungen der STIKO [= Ständige Impfkommission] zu folgen und sich eine Booster-Impfung abzuholen.

Dafür brauchen wir kein neues Impfzentrum. Wir sind in Hamburg, mit den vielen Impfmöglichkeiten bei unseren niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, durch unsere mobilen Impfteams und bei inzwischen 10 teilnehmenden Kliniken, sehr gut aufgestellt.

Meine Damen und Herren, die beste Waffe im Kampf gegen die Pandemie ist und bleibt die Impfung. Mehr Impfungen bedeuten weniger schwere Krankheitsverläufe, weniger Long-Covid-Folgen und weniger Tote.

Vielen Dank! 

[…] = nachträglich eingefügte Erläuterungen.