Pressemitteilung der SPD-Bürgerschaftsfraktion
Geschlechtersensible Medizin: Hamburg ist bei Forschung, Behandlung und Aufklärung von Endometriose gut aufgestellt
Endometriose ist eine wenig erforschte Unterleibserkrankung, von der nach Schätzungen zehn bis 15 Prozent aller Frauen betroffen sind. Hamburg engagiert sich erfolgreich bei Forschung, Behandlung und Aufklärung der Erkrankung. Das geht aus einer Antwort des Hamburger Senats auf eine Schriftliche Kleinen Anfrage der SPD-Abgeordneten Claudia Loss hervor. Demnach sind Endometriose und geschlechtersensible Medizin unter anderem auf medizinischen Fachtagungen, in Forschungskooperationen sowie durch die Einbettung der Endometriose-Aufklärung in den Lehrplan an Schulen in Hamburg Thema. Aus Sicht der SPD-Fraktion Hamburg muss geschlechtersensible Medizin und Forschung bundesweit stärker in den Fokus genommen werden.
Dazu Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Es ist ein Unding, dass eine Erkrankung wie Endometriose so lange unter dem Radar geblieben ist und die Forschung dazu erst in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat. Verantwortlich dafür ist auch ein mangelnder Fokus der Medizin auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen erleiden deshalb strukturelle Nachteile: Arzneimittel wirken bei ihnen anders als bei Männern, zudem sind sie seltener Teil von wissenschaftlichen Studien. Das ist gefährlich, denn bei manchen lebensbedrohlichen Erkrankungen, wie etwa dem Herzinfarkt, haben Frauen andere Symptome als Männer. Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose vergehen bei Endometriose im Schnitt sieben bis zehn Jahre. In dieser Zeit haben die Hälfte der betroffenen Frauen fünf oder mehr Ärzte aufgesucht. Das zeigt: Es gibt noch viel Luft nach oben. Umso wichtiger ist es, dass die Hamburger Endometriosezentren und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) eng zusammenarbeiten. Hamburg verfügt als gut ausgebauter Gesundheitsstandort über hervorragende Möglichkeiten der wissenschaftlichen Kooperation. Die operative Behandlung der sogenannten tief infiltrierenden Endometriose, die etwa Darm oder Harnblase betrifft, ist ein wichtiger Schwerpunkt der Hamburger Endometriosezentren. Durch ihre Arbeit kann vielen Frauen, die über Jahre einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind, geholfen werden. Neben Forschung und Behandlung kommt der Aufklärung große Bedeutung zu. Viele junge Mädchen und Frauen kennen Endometriose nicht. Sie können auftretende Schmerzen nicht richtig einordnen und lassen sich in der Konsequenz nicht behandeln. Deshalb brauchen wir einen pragmatischen und offeneren Umgang mit Endometriose. Hamburg geht hier voran und hat die Aufklärung fest in den Bildungsplänen der weiterführenden Schulen integriert. Dieses starke Engagement für Behandlung, Forschung und Aufklärung wollen wir weiter vorantreiben. Aber es wird entscheidend sein, dass andere Bundesländer dem Beispiel Hamburgs folgen. Es muss gelingen, dass die Medizin die Unterschiede zwischen den Geschlechtern noch stärker berücksichtigt.“
Hintergrund
Bei Endometriose handelt es sich um meist gutartige Wucherungen, deren Gewebe dem der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist. Die Erkrankung kann an verschiedensten Organen des Körpers auftreten. Wie die normale Gebärmutterschleimhaut verändert sich auch das Endometriosegewebe während des Menstruationszyklus‘. Die Folge sind Gewebeblutungen, Narbenbildung und Schmerzen. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang noch nicht wissenschaftlich geklärt. Vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnose vergehen im Schnitt sieben bis zehn Jahre. Bei den ersten Hamburger Endometriose-Tagen am Albertinen-Krankenhaus im September 2024 sind allein 400 betroffene Frauen und bei dem anschließenden Fachtag 130 Medizinerinnen und Mediziner zusammengekommen, um sich in enger Kooperation mit dem UKE über Forschung und Behandlung von Endometriose auszutauschen.