Sehr geehrte Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,

Pflegenotstand! Das ist keine Worthülse, das ist in Deutschland in den Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Ambulanten Diensten vielerorts Realität.  Zur Bekämpfung brauchen wir tragfähige und vor allem zukunftsfähige Lösungsansetze. Und deshalb ist es auch nicht das erste Mal, dass wir dieses Thema hier in diesem hohen Hause debattieren, meine Damen und Herren.

Uns könnten bis zum Jahr 2035 bis zu einer halben Millionen Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Im letzten Jahr hatten wir seit langem einen Rückgang bei der Besetzung von neuen Ausbildungsplätzen. Das ist alarmierend.

Ein „das wird schon irgendwie“ ist hier genauso fehl am Platz, wie die Hoffnung, die Digitalisierung würde alle Probleme lösen. Wir müssen alles tun, um Pflegekräfte im Beruf zu halten, um Kräfte aus anderen Bereichen dazuzugewinnen und – das Wichtigste – wir müssen uns intensiv um den Nachwuchs in den Pflegeberufen kümmern, meine Damen und Herren!

Der Wissenschaftsrat empfiehlt einen Akademisierungsgrad bei Pflegeberufen von mindestens 10 Prozent, um die Qualität in der Pflege zu halten.  Das sollte auch unser Ziel sein! Ich möchte aber betonen, dass das Kernproblem des Pflegenotstandes nicht die Qualität der Arbeit in der Pflege, sondern die Quantität der fehlenden Fachkräfte ist.

Wenn wir diese Akademisierungs-Quote erreichen wollen, müssen wir darauf achten, dass die Rahmenbedingungen so sind, dass die Studierenden die Studiengänge, die angeboten werden, auch annehmen und durchstehen können.

Eine angehende Pflegekraft sollte sich nicht aus finanziellen Gründen gegen ein Studium entscheiden müssen. Denn sie fragt sich zu Recht ob der Vorteil eines Studiums gegenüber der normalen Ausbildung groß genug ist, um mehrere Jahre auf eine Vergütung zu verzichten.

Im Gespräch mit einer Studierenden, die auf meiner Station ihren Einsatz hatte, ist mir erst deutlich geworden, was es bedeutet dieses Studium zu absolvieren.

Die Arbeit in der Pflege ist mit das Schönste, was ich mir beruflich vorstellen kann. Sie ist erfüllend und bereichernd, sie ist aber auch immer körperlich und sehr oft auch emotional anstrengend. Die wenigsten, die eine Vollzeitstelle in der Pflege ableisten haben danach noch die Kraft, sich in einem Nebenjob etwas dazu zu verdienen. Da macht es keinen Unterschied, ob sie schon Jahre im Beruf arbeiten oder noch in der Ausbildung sind.

Außerdem widerstrebt mir als Sozialdemokratin zutiefst die Ausnutzung von Arbeitskräften. Krankenbeobachtung, Umgang mit Patientinnen und Patienten und kultursensible Pflege kann man nur am Menschen direkt erlernen. Die Studierenden sind somit unterstützend in der Arbeit in den Einrichtungen. Und meine Auffassung ist: gute Arbeit sollte immer auch finanziell entlohnt werden, meine Damen und Herren.

Wir dürfen die, die sich für diesen schönen Beruf entschieden haben nicht verlieren, weil sie in der Ausbildung merken, dass sie einfach nicht in der Lage sind, die Anforderung, die das Studium und die eigene Lebensführung an sie stellen, zu bewältigen.

Der Bundesrat hat die Dringlichkeit erkannt und die Regierenden in Berlin aufgefordert, diese Regelungslücke zu schließen. Und auch wir wollen die Koalition mit unserem Antrag daran erinnern, dass sie sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen haben, genau hierfür Lösungen zu finden.

Wir wollen in Hamburg nicht warten, bis aus dem Referentenentwurf ein Gesetz geworden ist. Wir wollen jetzt schon mit der HAW und den Kooperationspartnern ins Gespräch gehen und Wege finden, wie wir den Studierenden Vergütungen für ihre Praxiseinsätze zukommen lassen können. Es muss auch im Interesse der Einrichtungen selbst sein, dass ihnen der Nachwuchs nicht ausgeht. Es sind ja gerade sie, die am lautesten und sicher auch zurecht den Fachkräftemangel in ihrer Branche beklagen.

Meine Damen und Herren,

für die Zukunft wünsche ich mir, dass mehr Menschen aus der beruflichen Praxis bei der Ausarbeitung neuer Gesetze befragt werden. Ihre wertvolle Erfahrung hilft sicher dabei, dass wir die Lücken in den neuen Regelungen schon vor der Einführung erkennen und nicht mehr so viel und so oft nachbessern müssen.

Bitte unterstützen Sie uns bei dieser dringend notwendigen Verbesserung für unsere Pflegestudierenden und stimmen Sie unserem Antrag zu.

Vielen Dank!