Sehr geehrte Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,
die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Eine psychische Erkrankung ist inzwischen der häufigste Grund für einen längerfristigen Krankheitsausfall. Die Zahl der Krankheitstage ist in den letzten 10 Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Und das liegt nicht nur aber auch an den Nachwirkungen der Pandemie. Drei Jahre nach Beginn der Pandemie leiden sieben von zehn Kindern unter psychischem Stress.
Es ist also kein Geheimnis, dass Psychische Erkrankungen eine der großen gesundheitspolitischen Herausforderungen sind, der wir uns stellen müssen, meine Damen und Herren.
In Hamburg gibt es bereits viele gute und innovative Ansätze bei der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Gerade in den letzten Jahren haben wir hier wichtige Dinge auf den Weg gebracht. Zum Beispiel die Einrichtung eines Krisentelefons, das Modellvorhaben Hamburg Süden, das Projekt „Drei für eins“ und auch die Vorlage des ersten Hamburger Psychiatrieberichtes 2019.
Aus diesem Bericht wollen wir gemeinsam nun mit den wichtigen Akteuren des Hamburger Hilfesystems einen Hamburger Psychiatrieplan weiterentwickeln.
Wir kümmern uns dabei besonders um Menschen mit schwerwiegenden Krankheitsbildern, wie z.B. Schizophrenien, bipolaren Störungen, Borderline oder Psychosen. Schwere Verläufe sind für die Betroffenen und vor allem auch für ihre Angehörigen immer sehr belastend. Sie werden oft begleitet von sozialem Abstieg, von Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen oder gar Obdachlosigkeit.
Leider beobachten wir, dass es keine Seltenheit ist, dass Erkrankte den Kontakt zu unserem Hilfesystem gänzlich verlieren. Oft nehmen diese Erkrankungen dann einen forensischen Verlauf.
Unsere große Aufgabe ist es, diese Menschen wieder ins Hilfesystem zu integrieren, um ihnen eine Lebensperspektive aufzuzeigen, meine Damen und Herren.
• Mit dem Hamburger Psychiatrieplan wollen wir erreichen, dass weniger Patientinnen und Patienten in die stationäre Psychiatrie eingewiesen werden müssen,
• durch Früherkennung und eine Frühintervention Chronifizierungen und Retraumatisierungen vermieden werden,
• durch eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung in unserer Stadt weniger Menschen durchs System fallen und
• mit einer teilhabenden und Sozialraum-orientierten Hilfe, dass Zwang als Maßnahme ein letztes und selten angewandtes Mittel wird.
Wir haben uns bereits in mehreren Anträgen um eine gerechte Verteilung von Ärztinnen und Ärzten und Psychotherapeutinnen und Therapeuten in unserer Stadt befasst. Zuletzt auch mit einer sehr aufschlussreichen Anhörung im Gesundheitsausschuss über die Verantwortlichkeit der Selbstverwaltung in der ambulanten Versorgung.
In diesem Antrag geht es jetzt darum, dass wir die Möglichkeiten die Betreuung schwerst psychisch erkrankter Menschen mit den Mitteln die uns als Stadt zur Verfügung stehen nutzen um Projekte wie die Entwicklung eines Psychiatrieplanes voranzubringen. Wir wollen damit einen Prozess anstoßen, der mittelfristig Wirkung entfalten und zu besseren Strukturen in unserem Hilfesystem führen soll.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Menschen mit psychischen Erkrankungen, ihre Angehörigen und Nächsten brauchen unsere vollste Unterstützung. Ich bitte Sie diesem Antrag zuzustimmen.
Vielen Dank!