***Redemanuskript***

Sehr geehrte Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt zwei Daten in diesem Jahr die für die Pflege eine wichtige Rolle spielen. Das ist zum einen der 12.Mai und zum anderen der 22.August.

Der 12. Mai ist der internationale Tag der Pflege. An diesem Tag wurde die Begründerin der modernen westlichen Pflege, Vordenkerin und Vorbild für uns Krankenpflegerinnen und Pfleger geboren: Florence Nightingale.

Am 22. August ist in Deutschland der Pflege Doku Day. Ab diesem Tag arbeiten Pflegekräfte bis zum Ende des Jahres rein rechnerisch nur noch für die Bürokratie und nicht mehr für die Pflege am Menschen!

Wenn Florence Nightingale sehen könnte, wieviel Zeit Pflegekräfte mit pflegefremden Tätigkeiten genommen wird, würde sie sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen.

Selbstverständlich ist eine Dokumentation der Pflegeleistungen notwendig für korrekte Abrechnungen und vor allem für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten. Wenn sie aber so umfangreich wird, dass erbrachte Leistungen nicht erstattet werden, weil die Pflegekraft in ihrer Überlastung eine Unterschrift vergisst, dann läuft hier einiges schief, meine Damen und Herren.

Es stellt sich die Frage, weshalb die Dokumentation so ausgeufert ist. Wird das von den Kosten- und Leistungserbringern eigentlich alles gelesen und überprüft? Wird der Patient schlechter versorgt, wenn man mal ein Handzeichen vergessen hat?
Nicht nur mich beschleicht das Gefühl, dass irgendwann der Überblick darüber verloren gegangen ist, was tatsächlich wichtig für eine korrekte Abrechnung und vor allem was notwendig für eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten ist, meine Damen und Herren.

Uns ist durchaus bewusst, dass das Thema auf Bundesebene angesiedelt ist. Trotzdem können und wollen wir den Bund mit fundierten Daten in seinen Entscheidungsprozessen unterstützen. Wir haben in Hamburg dafür einzigartige Voraussetzungen. Denn bei uns gibt es ein gelebtes Netzwerk mit allen wichtigen Akteuren von der Gesundheitsbehörde über die Krankenkassen und den Medizinischen Dienst bis zu den Leistungserbringern. Alle sind sich einig darin, dass die Dokumentationspflichten auf den Prüfstand gehören.

Als Gesundheitspolitikerin bin ich allen Akteuren unglaublich dankbar dafür, dass sie sich, gemeinsam mit uns, nicht scheuen dieses Thema anzugehen, im Bewusstsein, dass dies keine kurzfristige Lösung, aber ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung des Pflegenotstandes sein kann.
Denn unser Ziel muss sein, die Voraussetzungen wieder dafür zu schaffen, dass Pflegekräfte ihre eigentlichen Aufgaben erledigen können. Diese Aufgaben können sie aber nur erlernen und gut ausführen, wenn sie ihre Zeit auch am Patienten und nicht am Schreibtisch verbringen, meine Damen und Herren.

Uns fehlen heute schon tausende Pflegekräfte. Bis 2030 müssen wir nach konservativen Schätzungen fast 200.000 Pflegekräfte dazugewinnen. Das ist eine große Herausforderung für unsere gesamte Gesellschaft, der wir uns jetzt stellen müssen, und die wir nicht weiter aufschieben dürfen!

Wir müssen uns darum kümmern, dass die Menschen, die in der Pflege arbeiten auch dabeibleiben. Wir haben in den letzten Jahren und besonders in den letzten beiden, sehr viele Pflegekräfte verloren, die ihren Herzensberuf aufgegeben haben, weil sie die Belastung nicht mehr tragen konnten. Und genau hier müssen wir ansetzen.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Pflegeberufe attraktiver werden und der Aufwand für die Pflegenden auch wirklich händelbar wird.

Wir dürfen dabei nicht darauf warten, dass die Digitalisierung uns irgendwann alles abnehmen wird. Digitalisierung muss gelebt und so eingesetzt werden, dass am Ende auch wirkliche Erleichterungen für die Pflegekräfte stehen. Und eins ist doch auch klar: Digitalisierung wird die wichtige menschliche Zuwendung nie ersetzen können.

Meine Damen und Herren,

Pflege ist mehr als ein Job, Pflege ist eine Haltung, für mich sogar eine Berufung. Und damit das wieder von allen so wahrgenommen wird wollen wir heute einen Grundstein legen für die Schaffung von mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten, für mehr Lust auf den Pflegeberuf und für eine bessere Qualität in der Pflege. Ich bitte dafür um Ihre Unterstützung.

Vielen Dank!