*** Rede-Manuskript ***

 

Sehr geehrte Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,

 

Weltweit sind über 2,7 Millionen Menschen an Corona verstorben. Über 900.000 davon in Europa. In Deutschland über 75.000 und in Hamburg 1358.

Die Bürgerschaftspräsidentin und der Erste Bürgermeister haben bei einer Gedenkfeier auf dem Ohlsdorfer Friedhof der Opfer der Pandemie gedacht.

Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen.

Meine Damen und Herren,

Hamburg hat als erstes Bundesland die Notbremse gezogen. Hamburg hat sich bislang immer an die Beschlüsse der MPK gehalten und ist dabei auch immer den vorsichtigsten Weg gegangen. Der Senat hat sich dafür viel Kritik anhören müssen. Die jüngsten Zahlen beweisen nun, dass der Senat – ich möchte fast sagen „leider“ – Recht behalten hat.

Die britische Mutante ist auf dem Vormarsch. Deutschlandweit macht sie inzwischen einen Anteil von über 70 Prozent der Neuinfektionen aus. Aus britischen Studien geht hervor, dass die Variante nicht nur ansteckender, sondern auch um Einiges schädlicher ist als der Wildtyp. Demnach sterben über alle Altersgruppen hinweg 50 Prozent mehr Menschen an Covid-19, wenn sie mit der B1.1.7 Variante infiziert sind.

Das Robert-Koch-Institut warnt davor, dass wir nach Ostern höhere Infektionszahlen haben werden als um die Jahreswende. Der r-Wert beträgt in Hamburg heute 1,15. Die Infizierten werden fast ausnahmslos die britische Variante in sich tragen. Sie werden sie wahrscheinlicher weitergeben und sie werden wahrscheinlicher daran sterben. Wenn wir die Prognose des RKI nicht erfüllen wollen, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als die Notbremse zu ziehen, meine Damen und Herren.

Zurzeit nimmt die Letalität von Covid-19 ab. Das ist sicher auch ein Erfolg unserer Impfstrategie. Außerdem hat sich gezeigt, dass die bislang zugelassenen Impfstoffe auch gegen die britische Mutante wirksam sind.

Deswegen dürfen wir aber nicht denen folgen, die sagen, wir können wieder alles lockern, wenn die vulnerablen Gruppen erst einmal durchgeimpft sind.

Was in der Diskussion über Covid-19 nämlich oft vergessen wird sind die häufigen und auch schweren Spätfolgen der Erkrankung. Gerade auch bei den 20- bis 50-jährigen, die nur leichte bis mittelschwere Symptome hatten.

Erkrankte leiden viele Monate nach ihrer Infektion noch, wieder oder zum Teil auch erstmals an schweren Symptomen, die auf Covid-19 zurückzuführen sind. Die Menschen leiden unter Atemnot, Muskelschmerzen, Depressionen. Alle Organe können angegriffen sein.

Nicht selten treten neurologisch-kognitive Symptome, wie Wortfindungsstörungen oder auch der Demenz ähnliche Symptome auf.

Eine weitere sehr häufige Spätfolge ist die Fatigue.

Was sich in der Übersetzung nur harmlos Müdigkeit nennt ist in Wirklichkeit ein schwerer Erschöpfungszustand, der in chronischer Form in 60 Prozent der Fälle zu einer Berufsunfähigkeit führt.

Wir müssen deshalb, so schnell es geht, nicht nur die Vulnerablen, sondern alle Menschen in Deutschland vor einer Infektion schützen.  Und solange wir nicht jedem Menschen ein Impfangebot machen können, müssen wir alles dafür tun, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, meine Damen und Herren.

Eine große Hilfe wird dabei der wieder einsetzbare Impfstoff von AstraZeneca sein.

An dieser Stelle möchte ich der Senatorin und ihrer Behörde dafür danken, dass sie sehr spontan und schnell ihre Impfstrategie so angepasst haben, dass trotz Ausfall eines Impfstoffes kein einziger Impftermin im Impfzentrum abgesagt werden musste.

Hamburg hat auch in kürzester Zeit eine umfangreiche Infrastruktur mit Testmöglichkeiten aufgebaut. Das sind Stand heute 96 Teststandorte in der ganzen Stadt. Und wir werden in Hamburg in kurzer Zeit auch noch die Stadtteile auf der Karte mit den Testzentren sehen, in denen aktuell nur in Arztpraxen getestet werden können.

Hamburg hat außerdem eigeninitiativ Schnelltests vorbestellt, so dass wir, im Vergleich zu den anderen Ländern, sehr gut aufgestellt sind.

 

Meine Damen und Herren,

Auch, oder gerade, weil die geplante Osterruhe zurückgenommen werden musste, möchte ich an alle HamburgerInnen und Hamburger appellieren: Bleiben Sie, wann immer es geht, auch an den Osterfeiertagen, zu hause. Wir müssen die Dritte Welle brechen, damit wir Zeit gewinnen, bis unsere Impf- und Teststrategie richtig greifen kann und damit wir bald zu unseren alten Freiheiten zurückfinden können.

Wir möchten die kurzfristig eingereichten Zusatzanträge der CDU und der Linken in den Verfassungsausschuss überweisen.  Wir möchten sie dort ausführlich zusammen mit den Verordnungen zur Änderung der Eindämmungsverordnung behandeln.

 

Vielen Dank.