Meine erste Rede in der Hamburgischen Bürgeschaft zum Thema pflegende Angehörige

Rede-Manuskript:

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,

in unserer Stadt gibt es eine große Anzahl von Menschen, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen. Leider hört man von deren Engagement wenig. Deshalb wird Ihre Arbeit viel zu selten gelobt und anerkannt. Sie investieren einen großen Teil Ihrer Zeit und Ihrer Energie in andere Menschen. Weil ihre Arbeit nicht im öffentlichen, sichtbaren Raum stattfindet, erfährt kaum jemand davon. Und doch würde unsere Gesellschaft ohne sie nicht funktionieren.

Zu diesen Menschen zählen An- und Zugehörige von Pflegebedürftigen, die diese in der Häuslichkeit pflegen und versorgen. In Hamburg werden ca. 69% – also die allermeisten Pflegebedürftigen von An- und Zugehörigen alleine oder zusammen mit einem ambulanten Pflegedienst betreut. Meine Damen und Herren, den Beitrag, den die An- und Zugehörigen für unsere Gesellschaft leisten, die Opfer, die sie täglich bringen, müssen mehr Beachtung finden , stärker gewürdigt und anerkannt werden.

Bis 2030 werden in Deutschland bis zu 3 Millionen pflegebedürftige Menschen leben. Die große Mehrheit von ihnen wird zuhause von Ihren An- und Zugehörigen gepflegt. Für die Pflegebedürftigen ist das in den meisten Fällen die beste Lösung. Eine Pflege in gewohntem Umfeld durch Menschen, die ihnen nahestehen ist wichtig für eine bestmögliche Lebensqualität der Pflegebedürftigen.

Als Krankenschwester, die mit an Demenz Erkrankten und sterbenden Menschen arbeitet, weiß ich wieviel Aufwand – wieviel Hingabe, Pflege bedeuten kann. Ich selbst gehe nach meinem Dienst nach Hause und überlasse meine PatientInnen und Patienten mit gutem Gewissen meinen KollegInnen und Kollegen. An- und Zugehörige von Pflegebedürftigen haben keinen Feierabend. Selten die Möglichkeit ab zu schalten. Deshalb sind Kurzzeitpflege- und Tagespflegeeinrichtungen so wichtig. Pflegende An- und Zugehörige sind die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Und so passiert es oft, daß sie, bei all dem Kümmern um andere, die eigenen Bedürfnisse hintenanstellen. Deshalb ist es gut, daß es Initiativen und Vereine gibt, die sich um die kümmern, die sich um andere kümmern. Wir dürfen die An- und Zugehörigen von pflegebedürftigen Menschen nicht aus dem Blick verlieren. Es ist unsere Pflicht alle Beteiligten dabei zu unterstützen, meine Damen und Herren.

Rot-grün hat dazu schon einiges auf den Weg gebracht. Ich nenne hier vor allem die neun Pflegestützpunkte, die in den vergangenen Jahren nochmal weiterentwickelt wurden. Sie sind wohnortnahe Anlaufstellen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen für allen Fragen rund um das Thema Pflege. Die hervorragende Hilfe, die dort geleistet wird, ist in der Öffentlichkeit bei Weitem nicht so bekannt, wie es wünschenswert wäre.

Wir haben uns aber auch für die kommenden Jahre noch viel vorgenommen, um die Situation der pflegenden An- und Zugehörigen zu verbessern. Im Koalitionsvertrag steht zum Beispiel

  • ein „Pflegenotruf“ für Fälle von unvorhergesehenem Pflegebedarf,
  • die Ausweitung von Kurzzeitpflegeplätzen unter anderem auch in Krankenhäusern und
  • auch die angemessene Vertretung der pflegenden An- und Zugehörigen im Landespflegeausschuss

Meine Damen und Herren, rot-grün hat die pflegenden An- und Zugehörigen also durchaus im Blick. Die Anträge, die hier von der Fraktion DIE LINKE und der CDU eingebracht wurden, enthalten leider keine wirklich neuen Vorschläge oder sind, wie im Fall der Fraktion DIE LINKE, rechtlich schlicht nicht machbar. Aber weil uns das Thema so wichtig ist, wollen wir das gerne mit Ihnen im Gesundheitsausschuss besprechen.

Meine Damen und Herren, im Koalitionsvertrag haben wir uns vorgenommen, auch die Situation von Kindern und Jugendlichen stärker zu berücksichtigen, die ihre Eltern oder Großeltern pflegen. Auch das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist eines, das die SPD seit Jahren um – und vorantreibt.

Pflegende An- und Zugehörige brauchen insgesamt gute Rahmenbedingungen. Gute Gründe also für eine eingehende Beratung im Fachausschuss! Ich bitte um Unterstützung für die Überweisung der Anträge in den Gesundheitsausschuss.

Vielen Dank