Pressemitteilung der Bezirksfraktion:

„Wir müssen einen Weg finden, wie wir die Stadtteilbeiräte auch in Zukunft bei ihrer Arbeit unterstützen können“, meint die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Claudia Loss. „Deshalb wollen wir gemeinsam an einem Konzept arbeiten, wie diese auch nach Ablauf ihrer Förderzeit fortgeführt werden können. Das wollen wir gemeinsam mit den Beiräten im Rahmen eines Runden Tischs entwickeln.“ 

Es gibt sie inzwischen in vielen Stadtteilen in Harburg – die Quartiers- und Stadtteilbeiräte. Engagierte Anwohner, Nachbarn, Gewerbetreibende und Vertreter von Vereinen und Organisationen arbeiten ehrenamtlich an einem Ziel: sie wollen gemeinsam vor Ort besser leben. Sie sind die Experten, was ihr Umfeld betrifft, denn sie leben, arbeiten und wohnen vor Ort. Sie wissen, was gut läuft und auch, was noch nicht so gut läuft. Und sie arbeiten daran, es zu verbessern. 

Der Bezirk Harburg verfügt über  großartige  Netzwerke. Ins Leben gerufen und gefördert wurden und werden sie, durch das Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE), welches die Stadt Hamburg erstmals1991 (Billstedt) aufgelegt hat und das 2007 mit der Bahnhofsiedlung/Petershofsiedlung in Neugraben auch im Bezirk Harburg Einzug hielt. Mit dem Phoenix-Viertel, dem Harburger Binnenhafen, Zentrum Neugraben, Neuwiedenthal/Rehrstieg, Harburger Innenstadt/Eißendorf-Ost und Neugraben-Fischbek sind weitere Stadtviertel hinzugekommen, die ebenfalls im Rahmen von RISE gefördert wurden und werden. 

Nach Beendigung des mehrjährigen Förderzeitraums und der Tätigkeit der hauptamtlichen Träger, sind diese Beiräte allerdings auf sich allein gestellt, obwohl ihre wertvolle Arbeit für den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil auch danach wichtig ist. Zur Zeit betrifft das den Beirat Heimfeld und den Beirat Phönixviertel. Ab Januar 2020 sind auch die Stadtteilbeiräte Neuwiedenthal und Zentrum Neugraben wegen des Auslaufens der Förderung betroffen. 

„Wir sehen jetzt, dass viele Beiräte ihre Arbeit fortsetzen wollen und dafür Unterstützung wünschen. Das freut uns sehr. Allerdings zeigt es auch, dass wir hier ein tragfähiges Konzept erarbeiten müssen, um die Beiräte sowohl angemessen als auch gerecht fördern zu können. Es sind unterschiedliche Konzepte und auch unterschiedliche Größenordnungen bei der Fortführung angedacht. Hier wollen wir gemeinsam sehen, was die künftigen Aufgaben dieser Nachfolge-Beiräte sein sollen. Dafür müssen wir uns jetzt etwas Zeit nehmen. Damit aber daraus keine Hängepartie wird, packen wir das umgehend an. Um die Planungsprozesse der Beiräte nicht zu gefährden, werden dafür erforderliche Mittel schon in der Planungsphase auf Antrag bereitgestellt“, versichert Loss. 

Redebeitrag von Claudia Loss zum Thema Stadtteilarbeit in der Bezirksversammlung am 26.11.2019

Sehr geehrtes Präsidium.

Sehr geehrte Damen und Herren

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

Unser Bezirk Harburg verfügt über großartige Netzwerke in verschiedenen Stadtteilen: die Stadtteilbeiräte.

Ins Leben gerufen und gefördert wurden und werden sie, durch das Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE). Sie übernehmen seit Jahren die wichtige Aufgabe der Stadtteilarbeit.

Der Stadtteilbeirat Heimfeld ist der älteste, er datiert aus der Zeit Anfang der 1990 Jahre als es noch gar kein RISE gab, aber ein Sanierungsprogramm für Heimfeld gab es dennoch. 

  • Mich persönlich beschäftigt seit vielen Jahren die Fragen: 
  • Wie wollen wir zusammenleben – jetzt und im Alter? 
  • Mit welchen Menschen und in welcher Form?
  • Und wann ist der Zeitpunkt, sich aktiv damit auseinanderzusetzen?

Den richtigen Zeitpunkt wird es wohl nie geben. Deshalb sollten wir uns mit dieser Frage unabhängig vom Alter oder der Lebenssituationen beschäftigen. Durch die moderne und globale Arbeitswelt sind oftmals die „klassischen“ Familienstrukturen aufgelöst. Mehrere Generationen in einem Haushalt werden immer mehr zur Ausnahme. Dadurch kann Vereinsamung im Alter vorprogrammiert sein.

Könnte eine quasi „dörfliche“ Struktur in der Stadt dem entgegenwirken?

Ich bin überzeugt, dass eine gute Stadteilarbeit dafür die optimale Voraussetzung sein kann.

Denn diese kann die Gemeinschaft und die Lebensverhältnisse aller Generationen vor Ort positiv beeinflussen. In den ehemaligen Harburger RISE-Gebieten haben sich ehrenamtlich getragene Strukturen zur Fortsetzung der wichtigen Stadtteilarbeit gebildet. 

  • Sie werden aus unterschiedlichen Töpfen mit unterschiedlichen Beträgen gefördert.
  • Sie haben jeweils unterschiedliche Herangehensweisen und Zielsetzungen.
  • Ein Austausch untereinander findet leider nicht oder kaum statt. 

Was ist eigentlich eine gute Stadtteilarbeit. Der Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. definiert dies so: Ich zitiere in Teilen, wenn es das Präsidium erlaubt.: 

„Die Stadtteilarbeit trägt dazu bei, Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse im Stadtteil zufrieden(er) leben können. Die Stadtteilarbeit richtet sich an den Interessen und Wünschen der Bewohnerinnen und Bewohner aus. Sie organisiert kommunikationsfördernde, generationsübergreifende und integrierende Aktivitäten. 

Bedarfe von Gruppen, die häufig von Teilhabe ausgeschlossen sind, finden besondere Berücksichtigung. Durch die Stärkung von Toleranz und demokratischem Handeln, sowie durch die Einbeziehung aller Bevölkerungsgruppen gibt Stadtteilarbeit wichtige Impulse um undemokratischen, intoleranten und fremdenfeindlichen Positionen entgegenzutreten.

Sie ist konfessionell und parteipolitisch unabhängig. Alle Aktivitäten sind freiwillig und laden zum verantwortlichen Mittun ein. 

Stadtteilarbeit fördert bürgerschaftliches und freiwilliges Engagement im Stadtteil. Sie schafft Beteiligungsmöglichkeiten, unterstützt Partizipation und selbstorganisierte Initiativen, indem sie dialogische Prozesse zwischen den beteiligten Menschen und Institutionen organisiert. 

Stadtteilarbeit fördert den Aufbau und die Weiterentwicklung von Netzwerken der Bewohnerinnen und Bewohner, der professionellen Akteure sowie übergreifender Netzwerke.“ 

  • Ziel unseres Antrags ist, die Sichtweise der Harburger Stadtteilbeiräte zu erfahren, ihre Forderungen und Anregungen aufzunehmen und zu überprüfen, welche Fragen sich für unsere Harburger Strukturen ergeben.
  • Es ist wichtig, mit den einzelnen Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Stadtteilbeiräte ins Gespräch zu kommen und mit ihnen im Rahmen eines Runden Tischs die beschriebenen Fragen zu besprechen und aus den Ergebnissen ein Konzept zu erarbeiten, wie die Stadtteilarbeit zukünftig stärker und effektiver unterstützt werden kann.
  • Dabei ist eine gerechte und bedarfsangemessene Behandlung der Stadtteilgremien anzustreben. Partizipation ist in diesem Prozess unerläßlich. 

Eine gute Stadtteilarbeit kann dabei helfen ein „Wir“ Gefühl entstehen zu lassen. Dies ist nicht nur wichtig, um der potentiellen Vereinsamung und der Vereinzelung im Stadtteil entgegen zu wirken, sondern kann darüber hinaus auch ein Rezept gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit sein.

Damit die bereits geplanten Aktionen der aktiven Teilnehmer der Stadtteilbeiräte nicht in Gefahr geraten, stellen wir einen Zusatzantrag, der es den einzelnen Gremien erlaubt Anträge an die Bezirksversammlungen zu stellen. 

Lassen Sie uns gemeinsam an der Entwicklung guter Stadtteilarbeit arbeiten. 

Vielen Dank